Pressemeldung und Einladung zur Veranstaltung am 14. Juni 2014    

Uhrzeit: gegen 13:30 bis 14:00 Uhr       Lageplan Besatzstelle Asselbrunn

Arge Mümling Äsche startet mehrjähriges Artenschutzprojekt zur Wiederansiedlung der Äsche in der Mümling im Odenwald

Eine Initiative der Mümlingfischer zur Bewahrung des fast ausgestorbenen Leitfisches der Region.

Am 14. Juni 2014 werden im Rahmen eines mehrjährigen Artenschutzprojektes zur Wiederansiedlung der Äsche die ersten 15.000 Jungfische in der Mümling zwischen Michelstadt und Bad König im Odenwald ausgewildert.

Das Projekt ist eine durch die Fischereiförderung des Landes Hessen geförderte Maßnahme, die von zwei anglerischen Vereinigungen - dem Sportfischer-Verein in Michelstadt und der Interessengemeinschaft Mümlingfischer in Bad König - initiiert ist.

In einer Arbeitsgemeinschaft unter dem Namen „Arge Mümling-Äsche“ wird eine für Südhessen bisher einzigartige Artenschutzmaßnahme umgesetzt und im Auftrag des Regierungspräsidiums Darmstadt wissenschaftlich begleitet. Anlass für die Initiative gab das durch eine Gewässerverunreinigung verursachte Fischsterben in der Mümling im Dezember 2012.

Das Ziel der neuen, im Frühjahr 2014 gegründeten Arbeitsgemeinschaft ist der Aufbau einer selbsterhaltenden Äschenpopulation und die Wiederherstellung der Artenvielfalt mit den in dieser Region typischen Begleitfischarten. Angestrebt wird ein funktionierendes Ökosystem der Mümling und ihrer Uferbereiche durch Zusammenarbeit und abgestimmte Aktivitäten mit den verantwortlichen und interessierten Teilen der Gesellschaft.

Bis 2017 werden ca. 45.000 junge Äschen in einer Größe von 10-12 cm in der Mümling ausgesetzt. Die ersten Nachkommen dieser Besatzfische sind 2017 zu erwarten. Die gutachterlichen Begleitung des Projektes durch Dipl. Biologe Thoma Bobbe vom Büro für Gewässerökologie in  Darmstadt wird speziell diese Phase aufmerksam verfolgen und die Entwicklung der Population bis 2020 dokumentieren.

Die Projektkosten von ca. 95.000 € werden aus Fördermitteln des Regierungspräsidiums, Zuschüssen des Abwasserverbandes Mittlere Mümling, der die Schirmherrschaft des Projekts übernommen hat, sowie Sponsorengeldern aber auch aus Eigenmitteln der Vereine, finanziert

Die Aussetzung der Jungfische erfolgt im Beisein der verantwortlichen Mitarbeiter des Regierungspräsidiums Darmstadt, angeführt von der Darmstädter Regierungspräsidentin Frau Brigitte Lindscheid, sowie der Vertretern der zuständigen Behörden des Odenwaldkreises.

Treffpunkt / Uhrzeit: 

Einen detaillierten Ablauf- und Lageplan finden Sie im Anhang dieses Schreibens.
Bei Fragen zum Projekt und zur Veranstaltung können Sie sich selbstverständlich gerne an mich den Projektleiter WB wenden.

Über Ihr Kommen freut sich im Namen der Arge Mümling-Äsche

 

Willi Barthel
Projektleiter

Hintergrundinformationen zum Äschen-Projekt

Die Äsche – ein vom Aussterben bedrohter Fisch

Die Äsche (Thymallus thymallus) kam bis zum Ende des letzten Jahrhunderts in der Mümling vor und war aufgrund Ihrer früheren Häufigkeit als Leitfisch namensgebend für die Äschenregion. Danach verschwand sie aufgrund verschiedener Umwelteinflüsse und Gefährdungen fast vollständig aus dem Gewässer.

Nach Meinung vieler Fachleute ist die Äsche einer der schönsten und attraktivsten Fische unserer Flüsse. Sie wurde 2011 zum Fisch des Jahres gewählt, um erneut auf die Gefährdung der Äschenbestände in unseren heimischen Gewässern hinzuweisen und um die Dringlichkeit, die Ursachen der Bedrohung endlich zu beseitigen, zu untermauern. Charakteristisch für die Äsche ist ihre große Rückenflosse („Fahne“), ihr an Thymian erinnernder Geruch, sowie die markante farbliche Zeichnung des Fisches.

Vergangene Besatzmaßnahmen

Bereits in den Jahren 1995 – 1998 und 2002 – 2011 haben die beiden oben genannten Vereine in Eigenregie durch Besatzmaßnahmen zwischen Michelstadt und Bad König kleine Restbestände gestützt um das endgültige Verschwinden dieser Art aus der Mümling zu verhindern.

Allerdings konnte sich bis heute keine selbsterhaltende Äschenpopulation aufbauen, weil Querbauwerke und Wehrabstürze für die den Fluss durchwandernde Äschen ein Hindernis darstellten. Auch Uferbefestigungen, die den sich sonst windenden und veränderlichen Fluss in einen geradlinigen Verlauf zwängen, machten die Vermehrung der in die Mümling eingesetzten Jungfische unmöglich. Denn die für die Fortpflanzung erforderlichen natürlichen Kiesbänke fehlten und waren durch ein Gerinne mit verfestigtem Gewässerboden ersetzt, oder waren wegen der Wanderhindernisse nicht erreichbar

Veränderte Rahmenbedingungen

Allerdings hat die Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) durch das Regierungspräsidium Darmstadt in den Jahren 2012 und 2013 dazu geführt, dass wesentliche Defizite dieser Flussstrecke beseitigt wurden. Zum einen wurden strukturelle Veränderungen des Flusslaufes durch den Gewässerverband Mümling vorgenommen. Zum anderen wurde die Durchgängigkeit des Gewässers durch die Beseitigung eines Querbauwerkes in Zell auf ca. 9 km wiederhergestellt.

Die verbesserte Gewässerdynamik und der wieder weitgehend naturnahe Verlauf des Flusses ermöglichen jetzt die Entwicklung aller für die unterschiedlichen Wachstumsstadien der Äsche erforderlichen Habitate.

Da eine flächendeckende Wiederherstellung funktioneller Fließgewässerhabitate in dicht besiedelten Kulturräumen wie sie heute existieren als unerreichbar betrachtet werden muss, ist die hier angestrebte Konzentration der Anstrengungen auf ausgewählte, besondere Bereiche der Mümling die einzig praktikable Lösung.

Bereits in diesem und im vergangenen Frühjahr wurde auch die ausgestorbene Fischart Schneider
wieder in der Mümling angesiedelt. Diese ebenfalls durch das Regierungspräsidium Darmstadt beauftragte und geförderte Maßnahme wird auch durch die Arge Mümling Äsche aktiv unterstützt.

 

Mümling bietet hervorragende Voraussetzungen

Ein im Rahmen der Schneider-Wiederansiedlung erstelltes Gutachten hat den Mümling-Abschnitt zwischen Michelstadt/Asselbrunn und Bad König als längste, naturnahe Fließgewässerstrecke der Mümling ausgewiesen. Das Gutachten zeigt, dass der zur Verfügung stehende Flussabschnitt herausragende Eigenschaften aufweist und daher gute Chancen für die Wiederansiedlung der Fischarten Schneider und Äsche bietet. Neben der Sinn und Teilen der Nidda, also Flüssen nördlich des Mains, ist die Mümling der einzige Fluss in Südhessen, der diese Bedingungen bietet.

Weitere Untersuchungsergebnisse haben bewiesen, dass in der Mümling zwischen Michelstadt und Bad König in der Hauptwachstumsphase Mai-Juni zwischen 4000 und 6000 Individuen an Fischnährtieren je Quadratmeter Bodensubstrat vorkommen. Zusammen mit einer maximalen Wassertemperatur von 18 bis 19°C und der in der jüngsten Vergangenheit verbesserten Gewässerstruktur sowie der nachgewiesenen Gewässergüte von 2,1 bis 2,3 kann die Mümling somit ideale Lebensbedingungen für die Äsche bieten.

Besatzäschen haben guten Genpool

Selbst in nahe beeinander liegenden Flusssystemen weisen die Äschen noch unterscheidbare genetische Strukturen auf, die auf eine große Anpassungsfähigkeit an den regionalen Lebensraum zurückzuführen sind. Diese genetische Identität und Variabilität sind für die biologische Vielfalt ein Wert an sich und sollte bewahrt werden.

Bei der Auswahl der für das Projekt geeigneten Besatzfische ist dieser Aspekt außerordentlich wichtig um die Verträglichkeit mit möglichen Restbeständen im Fluß sicherzustellen. Durch ein Pilotprojekt an der Sinn hat die Fischzucht Keidel in der Rhön in den letzten 10 Jahren den Stamm der „hessischen Äsche“ gezüchtet mit hervoragenden genetischen Eigenschaften zur Wiederansiedlung in den Flüssen im Rhein-Main-Einzugsgebiet.

 

Die Arge und ihre Unterstützer – gemeinsam stark für Artenschutz

Die Mitglieder der Projektgruppe werden im Zuge der Maßnahme qualifiziert und technisch ausgerüstet um durch regelmäßige Kontrollen sowohl die Wasserqualität wie auch die Entwicklung der Fischbestände überprüfen und den angestrebten Erfolg sicherstellen zu können.

Erst die Bereitschaft von Verbänden, Kommunen und Unternehmen der regionalen Wirtschaft zur Schirmherrschaft und zum Sponsoring des Projektes schafft die Möglichkeit, die Kosten dieses mehr-jährigen Programmes zu tragen.

Hervorzuheben ist an dieser Stelle die Unterstützung des Projektes durch den Abwasserverband Mittlere Mümling. Er hat als größter Einleiter von gereinigten Abwässern in die Mümling die Schirmherrschaft für das Wiederansiedlungsprojekt übernommen . In bemerkenswerter Weise wird hier das Bewusstseins für die große Verantwortung des Unternehmens gegenüber dem Fluß deutlich. Die Aussage des Abwasserverbandes „wir betreiben Natur- und Umweltschutz 365 Tage im Jahr“ gewinnt mit diesem Engagement nachvollziehbar an Deutlichkeit.

Allen Bewohnern unserer Region muss die Einzigartigkeit des Flusses für die Natur des Odenwaldes und unseren Lebensraum bewusst und näher gebracht werden. Daher ist im Jahr 2015 auch eine Ausstellung über das Wiederansiedlungsprojekt geplant, die in den Filialen des Sponsors Sparkasse Odenwaldkreis installiert werden wird und anschließend auch in Schulen und öffentlichen Gebäuden gezeigt werden kann.

 

Die Zusammenarbeit der Arge mit diesen Partnern ermöglicht eine öffentlichkeitswirksame Darstellung des Projektes, was die Chancen für den Erfolg des Äschenprojekts steigen lässt. Denn nur eine gesellschaftliche Sensibilisierung für die ökologischen Bedürfnisse des Flusses und seiner Bewohner kann verhindern, dass durch unbedachte Handlungen der Fluss geschädigt und der angestrebte Wiederaufbau der Artenvielfalt gefährdet wird.

Bereits von Januar bis März wurde die Mümling mit Unterstützung der Auszubildenden der Gruppe Garten– und Landschaftsbau der Gemeinnützigen Gesellschaft für Beschäftigung und Weiterbildung des Odenwaldkreises (BAW) für die Maßnahme vorbereitet. Neben Gehölzschnittarbeiten zur Schaffung der Zugänglichkeit zu den Messstellen und Beobachtung der Fischbestände wurden auch erhebliche Mengen an Unrat und Schwemmgut aus dem Fluß und an dessen Ufern geborgen und entsorgt.

Dieser große Kreis von Unterstützern macht die Akzeptanz des Artenschutzprojektes in der Gesellschaft deutlich und zeigt die Anerkennung für die Aktivitäten der Mümlingfischer, wenn sie sich für den Natur – und Artenschutz an der Mümling in dieser Form engagieren und damit ihrer Verantwortung für das Ökosystem der Mümling gerecht werden.

Insgesamt also gute Voraussetzungen für das Äschenprojekt und den Aufbau eines selbsterhaltenden Äschenbestandes!